Sie haben es ihr oft genug gesagt. Wenn man nichts Produktives beizutragen hat, bleibt der Mund geschlossen. Und dann haben sich ihre Worte in banalem Smalltalk verloren und sie ratlos zurückgelassen. Ihr Kopf war voller Gedanken, für die sich kein Zuhörer fand. Falsch, dachte sie sich und begrub die Ideen, die keiner verstand. Der scheinbar entstandene Platz blieb leer, weil sie nicht wusste, wie sie ihn sinnvoll füllen sollte. Die Art, wie sie dachte und sprach, passte in keine Vorgabenschublade, egal wie oft die soziale Norm sie quetschte und trat.
Allmählich begann sie zu verstehen, dass sie falsch werden musste, ein Abziehbild einer Gesellschaft, die sie dafür mit bitterer Beachtung fütterte. Es war ganz einfach: Sie durfte nur nicht sie selber sein. Wie hoch konnte der Preis schon sein, wenn man dafür ein Teil der grauen Masse sein durfte? Belächelt und hingenommen, aber - ist das nicht besser, als mit Worten zu jonglieren, die niemand hören will? Die schlichtweg nicht in das Bild passen, das ihre Identität übermalt und sie sich täglich fragen lässt, wer sie eigentlich wirklich ist? Bevor man ihr einen Platz zuwies, der sie Glauben machte, einer von ihnen zu sein?
Sei still, dachte sie sich, wenn die Gedanken durch ihren Kopf wanderten, weil es Kraft kostete, echte von sozial akzeptierten zu trennen. Die Authentizität, die man ihr absprach, klebte da, wo niemand ihr zuhörte. Sei still, sagte die Gesellschaft, weil sie das Problem nicht verstand. Und sie schwieg.
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