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  • AutorenbildNatalie Lehnert

Schlaf? Der wohnt hier nicht

Du hast zu mir gesagt, dass ich mich nur hinter meiner Diagnose verstecke. Unfähig, mir einzugestehen, dass ich das Leben falsch angehe. Deine Tipps sind so vielfältig wie die Misserfolge, die daraus gewachsen sind. Und trotzdem verirre ich mich wieder und wieder darin.


Mein Bett bietet keine Zuflucht vor dem Gedankenstrudel. Während ich mich in die Decke wickel, werfen sich die Zweifel über mich, überrollen mich wie ein Tsunami. Der Tag saust im Affentempo an mir vorbei und wirft Anker. Gedanken graben sich tief in mein müdes Gehirn, brennen, reißen, zwingen mich, ihn wieder und wieder zu erleben. Wie ein Auto ohne Bremsen rast er lebensmüde durch jedes gesagte Wort, jede Bewegung, analysiert, zerschmettert. Die Müdigkeit fließt wie Gift durch meinen Körper. Zwangsläufig atme ich sie, verzehre mich nach ihr. Mein Körper ist ausgebrannt, mein Kopf ächzt unter der Gedankenlast.


"Ruhe", will ich schreien, doch jeder einzelne Buchstabe wird von dem Gedankenmeer absorbiert.

Ich denke an die simple Frage, die man mir gestellt hat. Denke daran, wie mein Kopf 1000 Antworten produziert und in meinen Mund gelegt hat und wie sie auf meiner Zunge geschmolzen sind. So viele Gedanken und alles drängt gleichzeitig heraus. Die Sicherung springt raus. So viele Gedanken und keiner gewinnt den Kampf, keiner schleppt sich verletzt und geschunden in die Welt. Was bleibt ist ein dünnes Lächeln, ein Stammeln. Der Blick meines Gegenübers. Ist sie dumm?


Statt heilsamen Schlaf schickt mir mein Gehirn jeden der 1000 Gedanken und kaut ihn wieder und wieder durch. Effektiv? Vergiss es.

Der Uhrzeiger hat eine weitere Runde hinter sich, erinnert mich daran, wie ich mich morgen wieder schlaflechzend in den Tag stürzen werde. Wie ich wieder scheitern werde, wie mein Kopf auch morgen bis in die letzte Zelle meiner Gedanken den verwelkenden Tag analysieren wird. Und ich wünsche mir, er würde sich an das Lächeln erinnern, an die Küsse meines Kindes, an das Rot der aufsteigenden Sonne. Würde mich der Nacht übergeben.


Ich wünschte, ich könnte dir meine Welt zeigen.

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