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  • AutorenbildNatalie Lehnert

Hypo

Warum bezeichnest du mich mit Begriffen wie "komisch" oder "lahm"?

Wir leben in zwei verschiedenen Welten, wir sind uns gar nicht so unähnlich und doch zu verschieden, um einander zu verstehen. Deine Welt ertränkst du in Farben, Geräusche und Gerüchen. Du tust alles dafür, in einem Affenzahn durch dein Leben zu rasen. Bloß nichts verpassen. Im nächsten Moment wünschst du dir Entschleunigung. Dein Streben nach mehr fordert einen hohen Preis. Du schaffst ein System, das nur genormte Menschen erträgt, der Rest wird ausgespuckt.


Meine Welt kriecht in Zeitlupe neben deiner her. Ruhe? Wächst hier auf jedem Baum. Sie hat viele Farben, Geräusche und Gerüche, so wie deine auch. Und hier gibt es verdammt viele Türen. Hinter jeder von ihnen fließt die Fantasie, zeigt Bilder, erzählt Geschichten. Wie in deiner Welt auch gibt es Abenteuer, aber die Zeit plätschert dahin.

Während du vor deiner Spielekonsole sitzt, tauche ich in meine Welt ein. Stufe um Stufe, raus aus deiner turbulenten Welt. Und während du von Entschleunigung träumst, werde ich eins mit ihr.


Die Welt hat keinen Platz für Träumer hat man mir mal gesagt, aber wenn du ehrlich zu dir selber bist, wirst du den Fehler erkennen. Manchmal bezeichnest du mich als unerreichbar, in mich gekehrt. Langsam, du sagst es wie einen Vorwurf. In dieser schnelllebigen Zeit gibt es dafür keinen Platz.


Ich bin nicht dumm, auch wenn du das vermutlich meinst. In meinem Kopf ist es nie still. Meine Gedanken bauen, zerstören und explodieren in einem Meer aus 1000 Farben. Irgendwer müsste mal dort putzen, denn vor lauter Farben rennen die restlichen Gedanken ineinander, verschmelzen. Was wollte ich noch mal?


Wenn ich auf eine Frage antworte, sausen parallel etliche Ideen durch meinen Kopf. Irgendeine davon greift zu. Wieder einmal habe ich den Faden verloren. Bei Fragespielen bin ich oft die Letzte, die antwortet, nicht, weil ich die Antwort nicht weiß. In meinem Kopf bewegt man sich nur fließend vorwärts. Und wenn deine Welt mich so stark packt, mich wie ein Wirbelsturm durch die Gegend schleudert, verliere ich mich in meiner Welt.


Es haben schon so viele Menschen an meiner Tür gestanden und sie nie geöffnet. Wir sind nicht an dich ran gekommen, haben sie gesagt. Und sie haben nicht gesehen, wie ich leise die Tür geöffnet habe. Sie ist immer noch angelehnt.

Vielleicht wirfst du einfach mal einen Blick hinein. Aber Vorsicht, es könnte dich deine Vorurteile kosten.

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