Ich stehe in der Küche und versuche meinen Kopf zu ordnen. Der Stress jagt durch jede seiner Zellen. Zu viele Eindrücke, unverarbeitet, weil er irgendwann einfach zu gemacht hat. Bilder von tobenden Kindern liegen unverarbeitet in einer Warteschleife, Spielzeug, das sich zu Bergen türmt, Streitereien, wilde und laute Schreie, die sich in Gelächter verlieren und einen Sturm an Geräuschen produzieren, Gerüche von Knetmasse, Kakao, Seife und ungespülten Toiletten. Jetzt sitzt mir die Zeit im Nacken, während meine Akkus ihre letzten Reserven ausspucken.
Rückzug, denke ich mir. Nur 30 Minuten Stille, Dunkelheit, die sich wie eine Decke auf mich wirft. Keine Zeit, schreit es energisch in mir. Willkommen im Leben.
Also schenke ich meiner Erschöpfung einen letzten Seufzer, bevor ich mich an das Rezept wende und die nötigen Utensilien und Lebensmittel hervor krame. Nach einer Weile erwische ich mich, wie ich summe und mein Kopf fordert mich auf, die CD abzuspielen, die ich beim Kochen regelmäßig höre. Hätte ich auch selber drauf kommen können, denke ich mir.
Ich drücke auf die Taste, warte, lausche. Nichts. Kein Ton. Auf dem Display steht der Titel, also muss es funktioniert haben. Ungeduldig lausche ich, auf den Beginn, den Zauber des ersten Tons, der sich nicht blicken lässt. Vielleicht habe ich die Lautstärke verstellt, denke ich mir. Andererseits, wozu? Trotzdem zwingt mich die Logik, an dem Rädchen zu drehen. Kein Unterschied. Die Zeit läuft, nur der Ton lässt sich nicht blicken. Erneut drücke ich auf die Abspieltaste. Fetzen meines Lieblingsliedes brüllen mir ins Ohr, die so überreizt sind, dass sie nicht mehr hören konnten. Aber das kriegen selbst die mit.
Stop, denke ich mir und schalte hastig den CD-Spieler aus, höre Stille, Geräusche, die meine Ohren eine Weile ausgeschlossen haben. Stehe da, mit hämmerndem Herzen. 30 Minuten, denke ich mir und verlasse den Raum. Tausche Pflicht gegen Vernunft.
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