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  • AutorenbildNatalie Lehnert

Don`t light it up blue

Morgen ist Welt-Autismustag (aber KEIN Welt-Autistentag!). An diesem Tag fühlen sich viele Menschen dazu berufen, sich solidarisch hinter das „Thema Autismus“ zu stellen. Der Tag wird verbunden mit Puzzleteilen und der Farbe „blau“.


Viele Menschen haben das Bedürfnis, sich daran zu beteiligen und entsprechend gibt es viele Aktionen rund um Autismus, auch unter dem Motto: „Light it up blue“. Eine Farbe, die Autismus in die Gedanken der Menschen integrieren und sie sensibler machen soll.

Das blaue Puzzleteil ist ein Symbol, welches mit der amerikanischen Organisation „Autism Speaks“ in Verbindung steht. Trotz des Namens steht hinter dieser Organisation KEIN Autist, sondern Menschen, die Autisten als eine „Bürde“ betrachten. Autistische Menschen werden von der Organisation als Menschen zweiter Wahl betrachtet. Es wird Forschung betrieben, um Autismus vorgeburtlich erkennen und entsprechend autistische Menschen abtreiben lassen zu können. Familien soll es „erspart“ bleiben, ein autistisches Kind großziehen zu müssen, da dadurch „lediglich Familien zerstört werden“. Auch die Farbe „blue“, die auch mit „traurig“ übersetzt werden kann, zeigt auf, wie wenig Solidarität letztendlich dahinter steht.


Wenn ihr für eure Kinder diesen Tag feiern wollt, schließt euch bitte weder der Aktion: „Light it up blue“ (auch auf vielen Kleidungsstücken zum Thema Autismus zu finden) noch dem sehr bekannten Puzzle-Teil-Symbol an. Das Puzzleteil steht dafür, dass autistischen Menschen etwas fehlt (sprich: Sie sind fehlerhaft!).

Wen wundert es, dass auf der ganzen Welt Autisten dagegen aufbegehren und aufklären.


Während Organisationen viel Geld damit machen und dieses vermutlich auch bei der einen oder anderen Organisation in Projekte fließt, die sich nicht für, sondern gegen Autisten richten, ist dieser Tag wieder einer, an dem jedem (außer Autisten!) zugehört wird. Und das ist ziemlich traurig.

Seit vielen Jahren werden wir Autisten immer lauter, klären unermüdlich weiter an diesem Tag auf. Leider ist es nach wie vor so, dass uns oft weder zugehört wird, noch werden wir einbezogen. Selbst einige Autismusvereine zeigen sich da oft sehr starr und halten daran fest, die Deutungshoheit in Bezug auf Autismus zu haben.


Feiert den Tag, indem ihr uns zuhört, indem ihr NICHT für eure Kinder sprecht, sondern mit ihnen oder sie beobachtet, hinterfragt. Niemand möchte euch eure Position, eure Involviertheit absprechen, aber es wird Zeit, dass man auch uns zuhört, dass man uns nicht an einem Tag ausschließt, der uns ganz direkt und zu 100% betrifft.


Wenn ihr ein Zeichen setzen wollt, wählt lieber das Infinitity-Symbol in Regenbogenfarben oder entscheidet euch für #Redinstead (Rot). Schließt uns nicht aus, bei einem Thema, das wir nicht „wegdenken“ können, ein Thema, welches 24/7 ein Teil von uns ist. Hört auf, uns wie „verlorene Kinder“ zu betrachten, die wir nicht sind. Gleichwertig werden wir dann sein, wenn IHR das zulasst. Lasst diesen Tag nicht zu einem Tag des Ableismus werden, sondern zu einem Tag, an dem wir alle zusammen finden. Nutzt nicht Symbole, die uns zugeordnet wurden von Menschen, die sich nicht darum scheren, ob sie für uns Autisten passend oder in Ordnung sind. Wir haben eine Stimme und brauchen keine Fürsprecher. Auch wenn einige von uns nonverbal sind, können wir uns damit auf anderen Wegen dennoch ausdrücken.


Empathie zeigt ihr nicht, wenn wieder NUR alle anderen über uns reden, sondern wenn ihr zuhört. Nehmt eure Kinder sprichwörtlich an die Hand, betrachtet sie als das Geschenk, welches euch das Leben gemacht hat. Kein fehlendes Puzzleteil (sondern ein VOLLSTÄNDIGER Mensch), den ihr manchmal genauso wenig versteht, wie es euch vielleicht versteht. Ein Mensch, der autistisch ist.


Spielt es eine Rolle? - Nur wenn ihr es eine Rolle spielen lasst.

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